Dienstag, 24. März 2009

Web-Units als Lernmedium in den Sozialwissenschaften


Web-Units: Unterrichtseinheiten im Web 2.0. Mit diesem Konzept soll Schülern die Weiten des Internets mit bestimmten Zielsetzungen und Arbeitsaufträgen eröffnet werden. Der Lehrende fungiert als Planer, Anleiter, Hilfesteller und Evaluierender. Mediendidaktische Grundlage stellt eine stark vorstrukturierte Basisseite dar. „Zum ersten wird dort der Themenbereich umrissen, mit dem sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen werden. Zudem enthält diese Seite die zu lösenden Frage- bzw. Aufgabenstellungen, welche gezielt mit den zur Bearbeitung relevanten Adressen verlinkt sind. Die Schülerinnen und Schüler können diese Seiten einzeln öffnen, so dass ein Rückgriff auf die Basisseite oder ein paralleler Vergleich einzelner Seiten jederzeit erfolgen kann.“
Sandra Welper liefert neben der Vorstellung dieses Konzeptes auch medien- und fachdidaktische Analyseansätze und erläutert die Eignung dieses Konzeptes für die Medienbildung im sozialwissenschaftlichen und letztlich Politik-bildnerischen Kontext. Gleichwohl stellt sie mögliche Entwicklungslinien dar und gibt interessante Ausblicke zur Weiterentwicklung.

Politisches Lernen im Kontext der Web-basierten Kommunikation


Die Autorin, Karin Dollhausen, bringt in Ihrem wissenschaftlichen Beitrag die Schlagworte „Internet“ und „Politisches Lernen“ zusammen, greift die Frage auf, inweit das Web als verheißungsvolles „Netzmedium“ (Neverla, 1998) den seit den 90er kursierenden Ansprüchen als Innovator und Veränderer gerecht wurde und wo sich Erwartungen nicht bestätigt haben.

Dollhausen greift vorerst Bedeutsamkeiten des Web in seinen 1.0 und 2.0 Eigenschaften auf und belegt diese mit Argumenten von Wissenschaftlern, die um die Jahrtausendwende publizierten. Sie räumt ein, dass sich in der „rezenptiven Medienarbeit“, der „aktiven Medienarbeit“ und im Bereich des „Lehren und Lernens“ Paradigmenwechsel durch das neue Medium ereignet haben, die jedoch – so Dollhausen - teilweise euphorisch überbewertet wurden.

Dem Medium Internet werden in den Ausführungen die Pro-Argumente der Vereinfachung und der Zunahme von Geschwindigkeit in Produktion, Verbreitung und Rezeption zugestanden. Weiterhin stellt die Autorin dar, dass die Dezentralität als wichtige Eigfenschaft des Web nicht in Frage gestellt werden und die daraus folgende Chance zur politischen Partizipation ebenso anerkannt wird. Dennoch sind dies nach Dollhausen Argumente, die sich lediglich auf die technischen Eigenarten des Internets beziehen.[1]

Vernachlässigt würde hier die Dimension der Rolle des Internets als Instrument im Kontext von individuellen und sozialen Politikaneignungsprozessen.[2]

Im fortlaufenden Text werden verschiedenste Argumente auf den Prüfstand gestellt. Dabei werden konkrete Befunde den frühen Spekulationen gegenübergestellt. Karin Dollhausen weist daruf hin, dass das Internet als erhofftes politisches „education media of everyone“ nicht besteht, da kommerzielle Anbieter überrepräsentiert und öffentliche Bildungsträger hingegen verdrängt werden.[3] Ebenso seien die Kompetenzen von Lehrenden, die Möglichkeiten des Internets für den Lernprozess auszunutzen sehr gering. Dabei führt Dollhausen einen Forscher (König, 2001) an, der nachweist, dass der Einsatzgrad des Internets an öffentlichen Bildungseinrichtungen „äußerst gering sei“. Hinsichtlich der Nutzungsrate der social-networking-Möglichkeiten für politische Bildungszwecke stellt Dollhausen fest, dass diese im Vergleich zu den gesamten Userzahlen eher marginal ist.[4]

Abschließend zeichnet Karin Dollhausen mögliche Entwicklungslinien und –ziele der politischen Bildung im Zusammenhang mit der Nutzung des Web nach.


[1] Vgl. DOLLHAUSEN (2004a:2)

[2] Vgl. DOLLHAUSEN (2004a:3)

[3] Vgl. DOLLHAUSEN (2004a:4f.)

[4] Vgl. DOLLHAUSEN (2004a:5)


Quellen:

DOLLHAUSEN, Karin (2004a): Internet und Politikaneignung. Wie verändert die Netzkommunikation das politische Lernen? Vortragsmanuskript, gehalten im Rahmen der Edupolis – Konferenz: „e-learning nach dem Hype – zwischen Ernüchterung und der Entdeckung neuer Möglichkeiten für (politisches) Lernen im WWW“ vom 13.10.04 bis 16.10.04 im DGB-Bildungszentrum Hattingen.

Link: http://www.edupolis.de/praesenz2004/folien/dollhausen.pdf, Zugriff: 04.03.2009, 10:25 Uhr


weiterführend:

DOLLHAUSEN, Karin (2004b): Das Internet – ein Medium der Politikaneignung? Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. Bonn. Onlinebibliothek.

Link: http://www.die-bonn.de/esprid/dokumente/doc-2004/dollhausen04_01.pdf, Zugriff: 04.03.11:55 Uhr


Neue Medien - Internet - Kommunikation (APuZ)




Diese Publikation der APuZ gibt einen guten Einblick in das Profil der Internetnutzung.

"1,3 Milliarden Menschen – ein Fünftel der Weltbevölkerung – nutzen das World Wide Web; allein in Deutschland werden mehr als 42 Millionen Internetnutzer und -nutzerinnen gezählt. Das Internet, das es als Massenmedium erst seit 15 Jahren gibt, und andere "neue" Medien erleichtern und befördern die weltweite Ausdehnung von Kommunikationsbeziehungen: die transkulturelle Kommunikation. Wissenschaftler sprechen von einer "Globalisierung der Medienkommunikation". Diese erfolgt im Verbund mit den traditionellen Medien; es handelt sich dabei weniger um "Weltkommunikation" als um Kommunikation in regionalen Großräumen, etwa im "Kommunikationsraum Europa".

Tatsächlich kann sich jeder – unabhängig von Hierarchien, nationalen Begrenzungen oder institutionellen Anbindungen – an globalen Kommunikationsprozessen beteiligen: vorausgesetzt er hat Zugang zum Internet. Diese Einschränkung trübt die Hoffnung, das Internet werde die Demokratisierung im Sinne einer transnationalen Öffentlichkeit rasch vorantreiben. Beteiligungs- oder Sprachbarrieren versperren nach wie vor einem großen Teil der (Welt-)Bevölkerung den Zutritt zur "Netzwerkgesellschaft"."

Unsere Powerpoint



Auch unsere PowerPointPräsentation steht Ihnen bei Slideshare zur Verfügung.

Web 2.0 und Politische Partizipation


Mag. David Röthler erläutert mit Hilfe seiner PowerPoint-Präsentation, dass das Web 2.0 eine ideale Grundlage für Politische Bildung und politisches Engagement bildet, indem es Plattformen für den Citizen-Journalism bietet.
Diese durch neue Technologien entstandenen und entstehenden Medien bieten eine Chance zur aktiven politischen Partizipation. Deren Nutzung (unter anderem) – so Röthler – wird in Zukunft eine wichtige Voraussetzung politischer Partizipation von Bürgern und Bürgerinnen sein. Medienbildung ist dabei Zugangsvoraussetzung und somit zunehmend Gegenstand politischer Settings.

Noch mehr Infos gibts auf: http://politik.netzkompetenz.at/

BECKEDAHL & LÜKE: „Kurzstudien“ zur Politik im Web 2.0


Beckedahl & Lüke veröffentlicheten unter dem Titel "Zwischen Strategie und Experiment "Politik im Web 2.0" Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich?" eine kleine Serie von zwei Studien, denen jeweils etwas unterschiedliche Fragestellungen zugrunde lagen, aber die gleiche Methode.


Methodik: Quantitative Untersuchung der Internetpräsenz von Jugendorganisationen, Parteien und Spitzenpolitikern in den relevantesten social networks und der Blogosphäre:

- studiVZ.com, XING.com, MySpace.com, Facebook.com, YouTube.com, Twitter.com, Technorati.com, Blogsearch.google.de

Der erste Durchgang der Studie ist aus dem Juni 2008


Ausgangssituation: Präsidentschaftswahlkampf der USA; Wahlkampfvorbereitung der Bundestagsparteien


Daraus folgende zentrale Fragestellungen: Gibt es Transfers zwischen dem großteils onlinebasierten Wahlkampf der Präsidentschaftskandidaten und –parteien auf die Web 2.0-Nutzung im Bundestagswahlkampf 2009?


Zentrale Ergebnisse zusammengefasst:

- große Volksparteien (SPD, CDU) überwiegend in Groups von StudiVZ, XING und teilweise in MySpace und in der Blogosphäre vertreten

- Grüne. FDP und Linke eher in Videoplattformen wie Youtube vertreten

- Jugendorganisationen der Parteien nicht wesentlich aktiver

- Spitzenpolitiker nur vereinzelt auf Plattformen vertreten



klick to stream:
http://www.youtube.com/watch?v=Fs9SGt9lHYo
http://www.youtube.com/watch?v=TzLsxtXsSO8




Der zweite Durchgang wurde im Januar 2009 veröffentlicht.


Ausgangssituation: Anzeichen des Wahlkampfes für Bundestagswahlen im September 2009 in Deutschland


Daraus folgende zentrale Fragestellungen: Wie nutzen die Parteien wahlkampftaugliche Plattformen im Internet? Wie weit nähern sich deutsche Wahlkämpder an das Beispiel Obamas an?


Zentrale Ergebnisse zusammangefasst:

- Youtube entwickelt sich zur wahlkampfunterstützenden Plattform aller Parteien

- Facebook als Leitplattform für den Wahlkampf, insbes. von Jugendorganisationen

- Twitter & MySpace nahezu bedeutungslos

- Einträge in der Blogosphäre eher rückläufig


Kritik (gesamt): Die Ausgangssituation der Studie von 06/2008 ist zweifelhaft, da sich die politischen Systeme der USA und der BRD grundlegend unterscheiden. Der Wahlkampf in den USA ist fast vollständig personalisiert. Der Bundestagswahlkampf in Deutschland hingegen wird hauptsächlich getragen von Parteien und deren Programmen. Zwar sind durch Kanzlerkandidaten auch hier deutlich Personalisierungstendenzen sichtbar, dennoch ist ein Vergleich mit den Präsidentschaftswahlen der USA nicht angebracht. Wählen doch die Deutschen ihren Kanzler nicht direkt, sondern geben ihre Stimmen Wahlkreiskandidaten und Parteien.

Ebenso wenig können die Wahlen hinsichtlich ihrer Wahlkampfzeit miteinander verglichen werden. Während die Präsidentschaftskandidaten rund zwei Jahre im Wahlkampf aktiv sind und das Internet so langfristig als Plattform nutzen können, dauert die Wahlkampfphase in Deutschland rund ein halbes Jahr.

Hinsichtlich der Autorenschaft und Initiation dieser „Kurzstudien“ ist zu beachten, dass diese von einer Agentur getragen werden, die umfangreiche Netzdienste für die Realisation und Strategieplanung zur Nutzung von Internetplattformen in Kombination mit Politikberatung anbietet. So liegt der Verdacht nahe, dass die Studien als Marketinginstrument benutzt werden.

Auch die Methodik der Datenerhebung wird von einigen Kritikern beanstandet, obwohl die zentralen Ergebnisse des Öfteren von der Presse anerkannt und zitiert werden.


klick to streams:
http://www.youtube.com/watch?v=Fs9SGt9lHYo
http://www.youtube.com/watch?v=TzLsxtXsSO8





Quellen:

BECKEDAHL, Markus / LÜKE, Falk (2008): Zwischen Strategie und Experiment. Politik im Web 2.0. Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich? Kurzstudie #2

http://netzpolitik.org/wp-upload/kurzstudie-politik-im-web-20.pdf, Zugriff: 03.03.2009, 14:50 Uhr

BECKEDAHL, Markus/ LÜKE, Falk (2009): Zwischen Strategie und Experiment. Politik im Web 2.0. Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich? Kurzstudie #3

http://netzpolitik.org/wp-upload/kurzstudie-politik-im-web-2-auflage3.pdf, Zugriff: 03.03.2009, 15:10 Uhr

BIEBER, Christoph (2009): Viel Ruhm – wenig Wählerstimmen. In: Focus.de

Link: http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-13560/netzwerk-politiker-viel-ruhm-wenig-waehlerstimmen_aid_377044.html, Zugriff: 19.03.2009, 08:35 Uhr

SEIBERT, Mark (2008): Web 2.0-Studie: “Deutschlands bekanntester politischer Blogger” trifft daneben. In: Mark Seibert Logbuch.

Link: http://www.mark.linkeblogs.de/2008/07/07/web-20-studie-deutschlands-bekanntester-politischer-blogger-trifft-daneben/, Zugriff: 18.03.2009, 9:05 Uhr