Dienstag, 24. März 2009

BECKEDAHL & LÜKE: „Kurzstudien“ zur Politik im Web 2.0


Beckedahl & Lüke veröffentlicheten unter dem Titel "Zwischen Strategie und Experiment "Politik im Web 2.0" Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich?" eine kleine Serie von zwei Studien, denen jeweils etwas unterschiedliche Fragestellungen zugrunde lagen, aber die gleiche Methode.


Methodik: Quantitative Untersuchung der Internetpräsenz von Jugendorganisationen, Parteien und Spitzenpolitikern in den relevantesten social networks und der Blogosphäre:

- studiVZ.com, XING.com, MySpace.com, Facebook.com, YouTube.com, Twitter.com, Technorati.com, Blogsearch.google.de

Der erste Durchgang der Studie ist aus dem Juni 2008


Ausgangssituation: Präsidentschaftswahlkampf der USA; Wahlkampfvorbereitung der Bundestagsparteien


Daraus folgende zentrale Fragestellungen: Gibt es Transfers zwischen dem großteils onlinebasierten Wahlkampf der Präsidentschaftskandidaten und –parteien auf die Web 2.0-Nutzung im Bundestagswahlkampf 2009?


Zentrale Ergebnisse zusammengefasst:

- große Volksparteien (SPD, CDU) überwiegend in Groups von StudiVZ, XING und teilweise in MySpace und in der Blogosphäre vertreten

- Grüne. FDP und Linke eher in Videoplattformen wie Youtube vertreten

- Jugendorganisationen der Parteien nicht wesentlich aktiver

- Spitzenpolitiker nur vereinzelt auf Plattformen vertreten



klick to stream:
http://www.youtube.com/watch?v=Fs9SGt9lHYo
http://www.youtube.com/watch?v=TzLsxtXsSO8




Der zweite Durchgang wurde im Januar 2009 veröffentlicht.


Ausgangssituation: Anzeichen des Wahlkampfes für Bundestagswahlen im September 2009 in Deutschland


Daraus folgende zentrale Fragestellungen: Wie nutzen die Parteien wahlkampftaugliche Plattformen im Internet? Wie weit nähern sich deutsche Wahlkämpder an das Beispiel Obamas an?


Zentrale Ergebnisse zusammangefasst:

- Youtube entwickelt sich zur wahlkampfunterstützenden Plattform aller Parteien

- Facebook als Leitplattform für den Wahlkampf, insbes. von Jugendorganisationen

- Twitter & MySpace nahezu bedeutungslos

- Einträge in der Blogosphäre eher rückläufig


Kritik (gesamt): Die Ausgangssituation der Studie von 06/2008 ist zweifelhaft, da sich die politischen Systeme der USA und der BRD grundlegend unterscheiden. Der Wahlkampf in den USA ist fast vollständig personalisiert. Der Bundestagswahlkampf in Deutschland hingegen wird hauptsächlich getragen von Parteien und deren Programmen. Zwar sind durch Kanzlerkandidaten auch hier deutlich Personalisierungstendenzen sichtbar, dennoch ist ein Vergleich mit den Präsidentschaftswahlen der USA nicht angebracht. Wählen doch die Deutschen ihren Kanzler nicht direkt, sondern geben ihre Stimmen Wahlkreiskandidaten und Parteien.

Ebenso wenig können die Wahlen hinsichtlich ihrer Wahlkampfzeit miteinander verglichen werden. Während die Präsidentschaftskandidaten rund zwei Jahre im Wahlkampf aktiv sind und das Internet so langfristig als Plattform nutzen können, dauert die Wahlkampfphase in Deutschland rund ein halbes Jahr.

Hinsichtlich der Autorenschaft und Initiation dieser „Kurzstudien“ ist zu beachten, dass diese von einer Agentur getragen werden, die umfangreiche Netzdienste für die Realisation und Strategieplanung zur Nutzung von Internetplattformen in Kombination mit Politikberatung anbietet. So liegt der Verdacht nahe, dass die Studien als Marketinginstrument benutzt werden.

Auch die Methodik der Datenerhebung wird von einigen Kritikern beanstandet, obwohl die zentralen Ergebnisse des Öfteren von der Presse anerkannt und zitiert werden.


klick to streams:
http://www.youtube.com/watch?v=Fs9SGt9lHYo
http://www.youtube.com/watch?v=TzLsxtXsSO8





Quellen:

BECKEDAHL, Markus / LÜKE, Falk (2008): Zwischen Strategie und Experiment. Politik im Web 2.0. Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich? Kurzstudie #2

http://netzpolitik.org/wp-upload/kurzstudie-politik-im-web-20.pdf, Zugriff: 03.03.2009, 14:50 Uhr

BECKEDAHL, Markus/ LÜKE, Falk (2009): Zwischen Strategie und Experiment. Politik im Web 2.0. Welche Parteien und Spitzenpolitiker nutzen das Web für sich? Kurzstudie #3

http://netzpolitik.org/wp-upload/kurzstudie-politik-im-web-2-auflage3.pdf, Zugriff: 03.03.2009, 15:10 Uhr

BIEBER, Christoph (2009): Viel Ruhm – wenig Wählerstimmen. In: Focus.de

Link: http://www.focus.de/politik/deutschland/tid-13560/netzwerk-politiker-viel-ruhm-wenig-waehlerstimmen_aid_377044.html, Zugriff: 19.03.2009, 08:35 Uhr

SEIBERT, Mark (2008): Web 2.0-Studie: “Deutschlands bekanntester politischer Blogger” trifft daneben. In: Mark Seibert Logbuch.

Link: http://www.mark.linkeblogs.de/2008/07/07/web-20-studie-deutschlands-bekanntester-politischer-blogger-trifft-daneben/, Zugriff: 18.03.2009, 9:05 Uhr



1 Kommentar:

flueke hat gesagt…

Ein Wort zur "Kritik": wir stellen nun wirklich jeder Ausgabe eine längliche Ausführung zu den Unterschieden zwischen US- und bundesrepublikanischen Wahlkämpfen und Wahlen voran. Das zu überlesen oder zu ignorieren zeugt nicht von näherer Beschäftigung mit den Papieren.
Außerdem ist die Studie nicht ohne Grund quantitativer Art: die Zahlen sind standardisiert erhoben und damit für jeden selbst nachprüfbar. Um sich eben nicht dem Vorwurf des Marketings aussetzen zu müssen, ist der qualitative Teil so kurz als möglich gehalten. Allerdings kommt man nicht ganz drumrum, sich auch inhaltlich mit den Themen zu beschäftigen statt nur "Bodycount" zu betreiben - sonst kommt so etwas heraus wie bei der Nielsenstudie zum Thema.